Berlin – „Chronorama“ im Museum der Fotografie – eine Retrospektive auf Mode und Gesellschaft

Ausstellung "Chronorama" im Museum der Fotografie Berlin präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de.

Marlene Dietrich in kühler Eleganz, Dalí zu Füßen seiner Frau Gaja, Le Corbusier auf einer drapierten Skulptur, Marcel Duchamp wie ein Kunstwerk seiner selbst. In der Ausstellung „Chronorama“ entdeckt man die Ikonen unserer Kulturgeschichte zwischen 1910 und den  späten 1970er Jahren in Szene gesetzt von hervorragenden FotografInnen wie Diane Arbus, Cecil Beaton, David Bailey, John Deakin, Robert Frank, Evelyn Hofer, Horst P. Horst, George Hoyningen-Huene, Peter Hujar, William Klein, Lisette Model, Ugo Mulas, Irving Penn, Bert Stern, Deborah Turbeville oder Chris von Wangenheim.
Der Erfolg im Palazzo Grassi in Venedig scheint sich auf der zweiten Station in Berlin zu wiederholen…

München – „Cao Fei. Meta-mentary“ – Digitale Welten im Lenbachhaus – Wollen wir wirklich so leben?

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Inszenierte Cosplayers eine Mischung aus Jedi-Rittern und unterschiedlichsten Kulturadaptionen jagen kämpfend durch hypermoderne architektonische Wüsteneien. Menschen degradieren zu animierten Puppen, Typ InfluencerInnen. Krakenarme durchstechen einen Frauenkörper. Umringt von großen Video-Screens wirkt ein aufgebautes Zelt mit Campingmöbeln nostalgisch wie aus der Zeit gefallen und genauso das Video davor mit fröhlichen Picknick-Situationen. Genau auf diese Polarität zwischen zunehmender Digitalisierung und fehlenden echten Emotionen zielt die Ausstellung „Cao Fei. Meta-mentary“.
Die chinesische Künstlerin Cao Fei zählt zu den wichtigsten VertreterInnen der post-digitalen Kunst, die in den frühen 2000er Jahren entstand und das Eindringen digitaler Welten in den Alltag kritisch hinterfragt…

Miguel Herz-Kestranek „Gedankenflügge. Aphorismen“ – jeder Tag ein neuer Gedanke 

Buchkritik von Miguel Herz-Kestranek "Gedankenflügge. Aphorismen" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

„Draufgehen vor lauter Draufgängertum ist auch keine Lösung.“ Als sie das Blaue vom Himmel versprachen, wurde der Himmel rot.“ „Durch seine Benennung wird das Nichts zum Etwas.“ Prägnant, geistreich formuliert eröffnet Miguel Herz-Kestranek in seinem schmalen Band „Gedankenflügge“ mit jedem Satz eine neue Erkenntnis und Freude an Sprache. Schon das Cover mit einem Schwarm minimalistischer Vögel verzaubert…

München –  „Duato/Skeels/Eyal“ – moderner Tanz in faszinierenden Facetten

Ballettkritik "Duato/Skells/Eyal" in der Staatsoper München präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Zwischen Drogentod,  dystopischer Genesis und entgrenzendem Tanzritual präsentiert das Staatsballett München ein mitreißendes Programm zu Beginn der diesjährigen Ballettwoche. Der Tanz als Ritual der Erkenntniserweiterung bildet die gemeinsame Basis dieser wegweisenden Choreografien, die modern abstrahiert getanzt doch an uralte Tanzrituale anbinden, in denen sich über aktuelle Themen die Sehnsucht nach Entgrenzung offeriert und gleichzeitig die Tradition des Erzählballetts in immer abstrakteren Metaphern weitergeführt wird…

Carsten Müller, Sarah Sigl, Emily Claire Völker „Von wegen Bienchen & Blümchen“ 

Buchkritik "Von wegen Bienchen und Blümchen" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Nur ein Klick und Kinder können sich über alle möglichen Sexpraktiken informieren. Meist zufällig stoßen schon Kinder auf Pornoseiten. In einer Zeit, wo alle Tabus fallen, ist es wichtig, Kindern und Eltern eine Orientierung zu geben. Das Kindersachbuch „Von wegen Bienchen & Blümchen“ hilft Eltern ihr Kind zu verstehen und es stark zu machen…

München – „Der Blaue Reiter. Eine neue Sprache“ im Lenbachhaus

Ausstellung "Der Blaue Reiter" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de.

Die weltweit größte Sammlung zur Kunst des „Blauen Reiter“ besitzt das Lenbachhaus. Weil dieses Jahr viele Werke auf Reisen gehen, um sie in der britischen Tate Gallery zu zeigen, können in München Werke ausgestellt werden, die es nicht so oft zu sehen gibt. Chronologisch sehr übersichtlich geordnet werden im größeren zeitgeschichtlichen Kontext Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen den Mitgliedern des Blauen Reiters deutlich…

München – „KIX“ gewinnt den DOK-edit Award beim Dokumentationsfestival

Filmkritik "KIX" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Rasante Momente filmt Dávid Mitulán mit der Kamera in der Hand vom Skateboard aus, während Sanyi und Viktor in der Stadt vandalistisch unterwegs sind und alles, was ihnen in die Quere kommt, kaputt machen, wilde Szenen, die durch den schnellen Sound von Csaba Kalotás noch an Aggressivität gewinnen. Die Jungs leben mit ihren Eltern und der Großmutter auf 30 qm zusammen, schlafen in einem Bett. Der Kinderschutzbund kommt oft vorbei. Man begreift warum.
„KIX“, der neue Dokumentarfilm des ungarischen Regisseurs Bálint Révész und des Videokünstlers und Filmemachers Dávid Mikulán, erzählt von der zwölfjährigen Odyssee eines Arbeiterjungen am Rand der ungarischen Gesellschaft…

Pauline Voss „Generation Krokodilstränen. Über die Machttechniken der Wokeness“

Buchkritik Paulina Voss "Generation Krokokilstränen" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Als Jugendliche in den satten, unpolitischen Nuller Jahren sehnte sich Pauline Voss nach politischen Aktivitäten. Sie ging zwar nicht in die Politik, aber die Politisierung der Massen wurde ihr großes Thema. Warum steht heute alles unter politischer Beobachtung Sprache, Essen Freizeit, Liebe, Sex, Kindererziehung, Konsum, die Art der Fortbewegung? Was früher privat entschieden wurde, wird heute zum politischen Bekenntnis. Aus eigenen Beobachtungen und Erfahrungen kombiniert mit der Analyse der Machttechniken des französischen Philosophen Michel Foucault (1924-1986), auf den sich die woke Bewegung beruft, entstand ihr Buch „Generation Krokodilstränen. Über die Machttechniken der Wokeness “. Es ist ein mutiges Buch, das endlich einmal die Ziele und Mechanismen der identitären Gesellschaft sehr kritisch hinterfragt… 

Jonathan Demmes Konzertfilm „Talking Heads. Stop Making Sense“ – ein Kult-Revival 

Filmkritik "Talking Heads. Stop making senes" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Mit einem Tonband betritt David Byrne die Bühne und begrüßt lakonisch die Fans mit „Hi. I’ve got a tape I wanna play.“ Dann legt er los mit der Akustikgitarre, seiner fantastischen Stimme nur vom Drumcomputer begleitet. Groß, hager, mit durchdringlichem Blick im hellgrauen Anzug mit geschlossenem Hemdkragen von kafkaesker Optik performt er knappe eineinhalb Stunden lang mit seiner Band Talking Heads ein legendäres Konzert. Jonathan Demme war 1984 mit der Kamera live dabei…

Josef Hader „Andrea lässt sich scheiden“ – ein Abgesang auf die Provinz

Filmkritik "Andrea lässt sich scheiden" von Josef Hader präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Der Blick folgt einer geraden Straße, hügelaufwärts im westlichen Weinviertel Niederösterreichs. Nichts passiert. Stille, Stillstand. So stimmt Hader die Kinobesucher nach „Wilde Maus“ (2017) in seinem zweiten Film „Andrea lässt sich scheiden“ ein. Bei der diesjährigen Berlinale unter der Rubrik „Panorama“ gezeigt, entpuppt sich Haders Film als melancholisch lethargische Provinzstudie. Andrea will sich nicht nur scheiden, sondern alles hinter sich lassen, wobei sich eine skurrile Geschichte entwickelt, in der sich Wertmaßstäbe verschieben und wieder zurechtrücken…

München – „Viktor & Rolf. Fashion Statements“ – grandiose Modekunst in der Kunsthalle München

Ausstellung "Viktor & Rolf" in der Münchner Kunsthalle präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Kleider wie Skulpturen mit neuartigen Silhouetten, mit Bilderrahmen kombiniert wie künstlerische Installationen oder auf den Kopf gestellt als Parodie feministischer Rollenklischees weitet das Designer-Duo „Viktor & Rolf“ die Haute Couture Richtung Kunst. Kein Kleid ist im herkömmlichen Sinn normal, jedes für sich ein Kunstwerk und im Cat-Walk der Fashion-Shows summieren sich die Kreationen zu Fashion Statements über gesellschaftliche Entwicklungen, in Opern- und Ballettproduktionen intensivieren sie innovative Interpretationen.
Mit der ersten großen Retrospektive von „Viktor & Rolf“ sorgt die Kunsthalle München nach Jean Paul Gaultier und Thierry Mugler wieder für einen Besucher-Hype, weil diese Künstler der Haute Couture durch provokante Perfektion und innovative Kreativität begeistern…

Klaus-Rüdiger Mai „Die Kommunistin – Sahra Wagenknecht: Eine Frau zwischen Interessen und Mythen“

Buchkritik "Die Kommunistin" präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Keine andere Frau hat in den letzten Jahren die Politszene so bewegt, wie Sahra Wagenknecht. Nach dem Fehlstart von „Aufstehen“ gelang ihr nun doch eine eigene Parteigründung, die sie selbstherrlich als „Bündnis Sahra Wagenknecht“ titulierte. „Hoffnungsträgerin oder Blenderin: Wer ist Sahra Wagenknecht?“, fragt Klaus-Rüdiger Mai und recherchiert akribisch ihre Biografie und ihre Publikationen…

München – „Mute“ – Pan Daijing verwandelt den Westflügel im Haus der Kunst in einen Erlebnisraum

Ausstellung "Mute" von Pan Daijing im Haus der Kunst München präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

Ein emotionales Erlebnis zwischen Meditation und Aktivierung erwartet die Besucher derzeit im Westflügel im Haus der Kunst. Die Räume sind fast leer und trotzdem ist das Erleben intensiv. Das gelingt der Künstlerin und Komponistin Pan Daijing in erster Linie über das Hineinhorchen in die Stille, über Klang- und Farbstimmungen und ihre PerformerInnen…

Berlin – Ferdinand Schmalz’ „hildensaga. Ein Königinnendrama“ im Deutschen Theater

Theaterkritik "hildensaga" im Deutschen Theater Berlin präsentiert von www.schabel-kultur-blog.de

„Wir spinnen an dem Faden unseres Netzes…dürfen den roten Faden nicht verlieren“ sinniert Ulrich Matthes in rotem Kleid, alle drei Nornen, Schicksalsfrauen, vereinend. An welchen Knoten müsste die Geschichte neu erzählt werden, um das Morden von Völkern zu verhindern? Gemeint ist die Nibelungensage. Deshalb rollt Ferdinand Schmalz seine sehr interessante Version „hildensaga“ von hinten her auf, genauer vom Streit der beiden Königinnen Brünhild und Kriemhild. Statt zu konkurrieren solidarisieren sich die beiden Frauen, um sich vom Machismo der Burgunden-Elite zu befreien und deren sexuelle Instrumentalisierung zu rächen. 
Seit der Uraufführung 2022 in Worms ist diese neue Interpretation des Nibelungen-Mythos ein Hit auf den Bühnen des deutschsprachigen Raums. Regisseur Markus Bothe macht daraus im Deutschen Theater Berlin ein buntes Spektakel mit großem Unterhaltungswert und Tiefgang zum Nachdenken…